Der Tourismus in Murnau a.Staffelsee
Von der Landschaft und dem künstlerischen Flair des Blauen Landes sind immer mehr Touristen überzeugt. Alexandra Thoni, Leiterin des Referat Tourismus, erläutert die Faszination von Murnau a. Staffelsee.
Das „Blaue Land“ verdankt seinen Namen den wechselnden bläulichen Farben- und Lichtstimmungen. Davon ließen sich viele Künstler wie Franz Marc oder Gabriele Münter inspirieren. Aber Murnau a.Staffelsee ist auch in der heutigen Zeit noch ein Ort für Kreativität – und verzeichnet damit steigende Zahlen im Tourismus.
Was macht Murnau zu einer Tourismusdestination?
Alexandra Thoni: Schon damals, als der Fremdenverkehr aufkam, war das Entscheidende neben der wunderbaren Umgebung die Erreichbarkeit. Das ist heute noch genauso. Mit dem Bau der Eisenbahn im Jahr 1879 kam der wirtschaftliche Aufschwung nach Murnau und es entwickelte sich ein beliebter Kurort. Somit konnten auch z.B. Gabriele Münter und Wassily Kandinsky zusammen mit Marianne von Werefkin und Alexej Jawlensky leichter aus München nach Murnau kommen. Das führte zu dem legendären Malaufenthalt im Jahr 1908, aus dem später der Blaue Reiter entstanden ist.
Was macht Murnau a.Staffelsee so besonders?
Alexandra Thoni: Natur, Kunst, Kultur und Genuss sind die vier Säulen, wofür der Tourismus in Murnau steht und worauf wir unsere Kommunikation aufbauen. Darüber findet sich auch in unserem touristischen Leitbild das Wort „Inspiration“. Und genau das ist es! Murnau mit seinen Einwohnern ist inspirierend – nicht nur in Sachen Kunst und Sehenswürdigkeiten. Hier trifft man auf inspirierende Menschen. Das nimmt vielleicht jeder etwas anders wahr. Dennoch kennt jeder das Gefühl und es ist oft nicht in Worte zu fassen.
Wie wird ein Ort zum Tourismusort?
Alexandra Thoni: Über die Frage haben wir lange nachgedacht. Und sind auf viele Aspekte gekommen, die Einfluss nehmen. Es kam die Bahn, Bürger erkannten das Potential des Ortes und haben mit dem Verschönerungsverein den Ort wunderbar gestaltet. Die Menschen entdeckten dieses Juwel und verbrachten ihre Sommerfrische in Murnau – und dann wächst und wächst dieses zuerst zarte Pflänzchen. Und wenn dann eine Region in der Lage ist, gesellschaftliche Trends zu bedienen, spricht sich das immer mehr rum. Und die Region selbst fördert natürlich diesen Wirtschaftszweig.
Welche Rolle spielt der Tourismus in Murnau a.Staffelsee?
Alexandra Thoni: Der Tourismus ist an einem Ort wie Murnau bzw. dem gesamten Blauen Land ein massgebender Wirtschaftsfaktor. Letztendlich ist es ein paar hochgestellten Bürgern zu verdanken, dass sie zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Initiative ergriffen haben, den Ort in seiner immer noch erhaltenen Form zu arrangieren – wenn man das so ausdrücken kann. Es gründete sich der Verschönerungsverein in Murnau, dem unter anderem auch Emanuel von Seidl angehörte, der die wunderbaren Fassaden im Markt gestaltete. Der Verein ist heute noch aktiv und trägt immer noch wesentlich zur Gestaltung des Ortes bei.
Wie geht Murnau mit der immer stärkeren Digitalisierung um?
Alexandra Thoni: Inzwischen lassen sich viele Informationen digital verarbeiten und darstellen, das machen wir auch, zum Beispiel auf unserer Website oder im Video von B4B Schwaben. Wir bieten darüber hinaus die Unterkünfte und Leistungen, wie Gästeführungen, online an.
Trotz aller Digitalangebote braucht es aber immer noch das Print-Produkt, beispielsweise einen klassischen Flyer, den man in die Hand nehmen kann. Etwa bei Wander- oder Radkarten ist der Überblick so deutlich einfacher. Mit Blick auf die Umwelt drucken wir aber inzwischen weit weniger als früher. Zudem verschicken wir ungefähr 4.000 Briefe mit Prospektmaterial im Jahr, das von unseren Gästen zur Vorabinformation angefordert wird. Deswegen muss sich beim Tourismus in Murnau alles in Waage halten und als Tourist Information haben wir immer alles im Blick, damit unsere Gäste auch zufrieden sind.
Was genau ist die Aufgabe der Tourist Information?
Alexandra Thoni: Nicht nur der Gast nimmt unsere Dienstleistung in Anspruch, auch Gastgeber, Gastronomen, die Einzelhändler und viele andere Leistungsträger, wie die regionalen Erzeuger und auch die Bürger. Es gibt einen Grundsatz, den wir vehement verfolgen: Alles, was wir tun, tun wir nicht nur für den Gast, sondern auch für den Einheimischen. Es darf nie einer einen Nachteil haben.
Murnau a. Staffelsee wird ungefähr von einer Million Tagesgäste im Jahr besucht, während wir knapp über 50.000 Übernachtungsgäste zählen. Da gilt es, Produkte und Wege zu schaffen, damit auch die „Privatsphäre“ der Einheimischen gewahrt bleibt. Ansonsten kippt irgendwann einmal die Stimmung. Und der Tourismus in Murnau funktioniert nur mit den Bewohnern.