Analog den Jahren 2018, 2021, 2023 wurde über die Zugspitz Region die Studie zum Tourismus als Wirtschaftsfaktor beim dwif (Deutsches Wirtschaftswissenschaftliches Institut für Fremdenverkehr) in Auftrag gegeben. Dabei wurden die Daten der Gemeinde Markt Murnau a.Staffelsee, der touristischen Destination Blaues Land und übergeordnet die Zugspitz Region aus dem Jahr 2024 betrachtet.
Wirtschaftsfaktor Tourismus
Tourismus als Wirtschafts- und Standortfaktor
Studie des dwif für das Jahr 2024
Auszüge aus der dwif Studie „Wirtschaftsfaktor Tourismus für die Gemeinde Murnau a.Staffelsee 2024“:
Der Tourismus ist eine klassische Querschnittsbranche. Egal ob Gastgewerbe, Einzelhandel, Dienstleistende oder Zuliefernde wie regional Produzierende und Handwerksbetriebe, es gibt kaum einen Wirtschaftsbereich, der nicht direkt oder indirekt vom Tourismus profitiert.
Deshalb lohnen sich Investitionen von Kommunen und Unternehmen in die tourismusbezogene Infrastruktur, konkrete Produkte und die touristische Vermarktung. Umso wichtiger ist es, die Wirkung und Relevanz des Tourismus für die Wirtschaft im Untersuchungsgebiet deutlich zu machen. Der Tourismus ist Umsatzbringer und leistet über Steuereinnahmen einen Beitrag zur Finanzierung der öffentlichen Haushalte. Als Jobmotor bietet der Tourismus Menschen vieler unterschiedlicher Berufsqualifikationen und Beschäftigungsverhältnisse (von der Saisonkraft bis zur Vollzeitstelle) Einkommensmöglichkeiten. Er schafft und sichert ortsgebundene Arbeitsplätze.
Über Instrumente wie die Kurtaxe oder die Fremdenverkehrsabgabe trägt er zudem direkt zur Verbesserung der lokalen Infrastruktur bei. Hiervon profitieren Gäste ebenso wie Einheimische und Unternehmen vor Ort. Das Tourismus-Engagement eines Ortes zahlt sich aus – in Euro und Cent für alle Branchen. Gleichzeitig steigert es die Attraktivität und Lebensqualität für Einheimische und Gäste.
Studien belegen, dass 1,- Euro, der in den Tourismus investiert wird, mit 2,50 Euro als Einnahme wieder an die Kommune zurückgeht.
Quelle: dwif Studie Wirtschaftsfaktor Tourismus für Murnau a.Stafffelsee 2025.
Rund 50 Prozent des Bruttoumsatzes werden durch Tagesgäste generiert. Im Vergleich zur letzten Erhebung aus dem Jahr 2022, in der dieser Anteil noch bei 55 Prozent lag und die durchschnittliche Tagesausgabe um 0,50 Euro niedriger war, zeigt sich eine positive Entwicklung bei den Übernachtungsgästen:
Die durchschnittliche Tagesausgabe von Gästen in gewerblichen Beherbergungsbetrieben stieg von 144,80 Euro auf 159,90 Euro, während sie bei Übernachtungsgästen in Privatquartieren von 88,00 Euro auf 90,90 Euro zunahm.
Der Vergleich des durchschnittlichen Reisepreises pro Buchung deutet darauf hin, dass notwendige Preissteigerungen erfolgreich am Markt umgesetzt werden konnten. Dies belegt insbesondere die Tatsache, dass die Gesamtzahl der Übernachtungen 2024 im Vergleich zu 2023 stabil geblieben ist.
Nahezu die Hälfte des gesamten Bruttoumsatzes entfällt auf das Gastgewerbe, während die beiden weiteren Segmente – Einzelhandel und Dienstleistungen – nahezu gleichauf liegen und gemeinsam einen ebenso wichtigen Beitrag zur touristischen Wertschöpfung leisten.
Wie aus der Tabelle (siehe unten) zu entnehmen ist, konnten in allen Bereichen Umsatzsteigerungen generiert werden. 7 Millionen Euro mehr Umsatz seit 2022 – ein deutliches Zeichen für Dynamik und Vertrauen in die Region. Die Ergebnisse und der Vergleich der Kennzahlen zeigen wieder einmal mehr, dass der Tourismus keine Nebensache ist, sondern ein zentraler Motor regionaler Wertschöpfung und Standortentwicklung.
Und hohe Qualität ist kein Zufall, sondern das Ergebnis konsequenter Pflege und Weiterentwicklung mit geeigneten Maßnahmen aller Leistungsträger und Verantwortlichen für den Tourismus und der Wirtschaftsförderung. Wer sie erhalten will, muss sie täglich neu gestalten. Nachhaltiger Erfolg entsteht nur dort, wo Mut zu Investitionen auf eine klare Vision und Strategie trifft – was im Übrigen nicht nur für den Tourismus gilt.
Moderner Tourismus schafft nicht nur Reiseerlebnisse, sondern auch Lebensräume – für Gäste und Einheimische gleichermaßen. Dabei ist Tourismus zwischenzeitlich weit mehr als Gästezahlen. Er ist Gestalter von Lebensqualität, Begenung und regionaler Identität.
Das Schaubild (siehe unten) liefert eine zentrale Erkenntnis, auch wenn es auf den ersten Blick komplex erscheint. Nach Abzug der Mehrwertsteuer vom Bruttoumsatz ergibt sich der Nettoumsatz, der durch den Tourismus generiert wird.
Dieser Nettoumsatz lässt sich in zwei wesentliche Komponenten gliedern: Zum einen in das direkte Einkommen (1. Umsatzstufe, 23,4 Mio. Euro), das unmittelbar bei den beteiligten Unternehmen und Leistungsträgern anfällt und sich in Löhne, Gehälter und Gewinne niederschlägt. Zum anderen investieren diese Unternehmen in Vorleistungen (39,5 Mio. Euro), aus denen wiederum Einkommen in Form von Löhnen, Gehältern und Gewinnen auf der zweiten Umsatzstufe (11,8 Mio. Euro) resultieren.
Unter Vorleistungen versteht man jene Investitionen, die zur Aufrechterhaltung und Verbesserung der touristischen Dienstleistungsqualität erforderlich sind. Dazu zählen unter anderem die Lieferung von Waren (z. B. Backwaren, Energieversorgung), die Bereitstellung von Dienstleistungen (z. B. Druckerzeugnisse, Versicherungen) sowie Maßnahmen zur Substanzerhaltung (z. B. Neubau oder Renovierungen durch Handwerksbetriebe).
Gerade dieser Teil der Wertschöpfungskette gilt als besonders anfällig und sensibel. Externe Einflüsse – etwa Betriebsschließungen, eingeschränkte Öffnungszeiten oder Störungen in den Lieferketten – wirken sich unmittelbar auf die Qualität der touristischen Angebote und damit direkt auf Umsätze und Einkommen aus.
Daraus leitet sich eine der zentralen Aufgaben des Tourismus ab: die Stabilisierung und idealerweise die gezielte Steigerung dieser beiden Faktoren – Qualität und Wertschöpfung – durch strategische und nachhaltige Maßnahmen.
Die Analyse verdeutlicht somit eindrucksvoll, dass der Tourismus nicht nur ein bedeutender Wirtschaftsfaktor ist, sondern auch als Motor der regionalen Wirtschaftsentwicklung fungiert. Er trägt entscheidend dazu bei, Arbeitsplätze zu sichern, Investitionen anzuregen und die wirtschaftliche Dynamik in Städten und Regionen nachhaltig zu fördern.
Zur objektiven Einschätzung trägt die Forschung bei. Vier Studien wurden seit 2018 beim dwif – Deutsches Wissenschaftliches Institut für Fremdenverkehr e. V. an der Universität München in Auftrag gegeben. Diese belegen eindrucksvoll den enormen wirtschaftlichen Beitrag des Tourismus in Murnau und im Blauen Land. Die entsprechenden Schaubilder verdeutlichen die Zahlen und Zusammenhänge.
Wie so oft gibt es auch im Tourismus zwei Seiten der Medaille. Viele Einheimische schätzen die Schönheit der Region, die Rad- und Wanderwege oder das mediterrane Flair der Murnauer Fußgängerzone im Sommer. Dieselben Qualitäten ziehen auch Gäste an – ob für einen Tagesausflug oder einen längeren Aufenthalt in Hotels, Ferienwohnungen oder auf Campingplätzen.
Die Vorteile liegen auf der Hand: Ohne Tourismus wäre die Lebensqualität im Blauen Land deutlich geringer. Der inhabergeführte Einzelhandel, die Vielfalt der Gastronomie oder kulturelle Einrichtungen wie das Schloßmuseum Murnau wären ohne Besucherströme kaum finanzierbar.
Der Inlandstourismus erfreut sich weiterhin großer Beliebtheit. Gleichzeitig stehen Themen wie Verkehr und alternative Mobilitätskonzepte im Mittelpunkt der zukünftigen Entwicklung – für Gäste wie für Einheimische. Diese Herausforderungen zeigen: Tourismus ist eine Querschnittsbranche, die nahezu alle Lebensbereiche berührt und oftmals Teil der Lösung sein kann.
Entscheidend bleibt der Dialog zwischen allen Interessensgruppen. Nur im gemeinsamen Austausch – wie zuletzt im Rahmen des Leitbildprozesses des Blauen Landes – lässt sich die Balance zwischen Lebensqualität, wirtschaftlicher Stärke und nachhaltiger Entwicklung sichern.
anschauliche Diagramme der Studie:
Tourismusleitbild
Nach einem zweijährigen Prozess entstand ein Leitbild für den Tourismus in Murnau, welches in einer Broschüre in Wort und vor allem Bild veranschaulicht ist.
Es ist ein Leitfaden für alle Interssierten, Tourismusakteure und die Tourismusverantwortlichen, der alle Facetten, die Murnau zu bieten hat, ausführlich beschreibt und darstellt sowie als Handlungsgrundlage bei der zukünftigen Tourismusentwicklung des Marktes Murnaus dient.
Tourismusentwicklung in Murnau a.Staffelsee
Am 6. Dezember 1963 bekam Murnau das Zertifikat „Luftkurort.Das Zertifikat hat die Marktgemeinde vor allem einem großen Engagement seiner Bürger zu verdanken, hebt Hruschka hervor. Im Jahr 1958, erzählt sie, gründeten Dr. Hellmuth Reif, der Arzt Dr. Josef Busch und andere Murnauer das „Kuratorium Bad Murnau“. Sie setzten sich dafür ein, eine Kureinrichtung aufzubauen. Den geeigneten Standort fanden sie im Ostteil des Seidlparks. Das Kurhaus Ludwigsbad eröffnete 1960. Das Haus mit 70 Betten und sechs Moorkabinen konnte ganzjährig Kurgäste empfangen. Für die heilenden Behandlungen griffen die Ärzte auf das Bergkiefernhochmoor vom „Langen Filz“ im Murnauer Moos zurück. Doch die Kuren sollten nicht die einzigen Annehmlichkeiten sein, die die Gemeinde für ihre Gäste einführte. 1962 kam die Kurkarte, die Touristen ermäßigten Eintritt ins Murnauer Strandbad oder zu verschiedenen Veranstaltungen ermöglichte. Das Kuratorium wie der Murnauer Verkehrsverein, heute Verschönerungsverein, setzten sich stark dafür ein, dass das Kurhaus Ludwigsbad als Moorkurbetrieb und die Marktgemeinde als Luftkurort offiziell anerkannt werden. 1963 verlieh der Bayerische Fachausschuss für Kurorte, Erholungsorte und Heilbrunnen tatsächlich entsprechende Zertifikate.
„Dadurch ist einiges an Infrastruktur entstanden, die das Leben der Murnauer bedeutend verbessert hat“, sagt Hruschka. Voraussetzung für die Verleihung des Zertifikats waren unter anderem eine geregelte Müllabfuhr und die Einrichtung einer Klimastation mit regelmäßigen Luftmessungen. Im Zuge der Anerkennung als Kurbetrieb durfte das Ludwigsbad ambulante Kuren anbieten. So wuchs in Murnau der Bedarf an Ferienunterkünften, auch private Vermieter zogen hier ihren Nutzen. 1977 wurde im Kurpark das Kurgästehaus (heute Kultur- und Tagungszentrum) eingeweiht. Das gemeindliche Reisebüro, die Gemeindebücherei sowie der Verkehrsverein fanden unter diesem Dach Platz, für die Mitarbeiter eine deutliche Verbesserung in der Unterbringung. In den 1990er Jahren wurde die westliche Entlastungsstraße mit dem Tunnel gebaut, aus dem Obermarkt wurde eine Fußgängerzone. „Der Ort hat in vielerlei Hinsicht Profit aus dem Zertifikat geschlagen.“ Auch wirtschaftlich. Schließlich konnte Murnau als „Luftkurort“ Kurbeiträge erheben.
Noch bis 1803 war Murnau ein wichtiges Verwaltungszentrum des Klosters Ettal, „das fiel mit der Säkularisation weg“, erklärt die Marktarchivarin. Umso bedeutender sei für die Marktgemeinde im 19. Jahrhundert der Fremdenverkehr geworden. „Und bis heute ist der Tourismus ein ganz wichtiger Aspekt.“
Das kann Alexandra Thoni, Leiterin der Touristinformation, nur unterschreiben. Ein großes Gewerbe – neben dem Einzelhandel – habe Murnau nicht. „Wir leben vom Tourismus.“ Zwar gebe es keinen Kur- und Gesundheitstourismus. Das ist für Thoni auch ein Grund, warum die jahrzehntelangen Bemühungen, den Titel „Bad“ im Ortsnamen tragen zu dürfen, gescheitert sind. Neben den strengen Auflagen und einem missglückten Verkauf der Seidlvilla an Investoren, was 1972 schließlich zum Abbruch des Hauses führte. Aber nichtsdestotrotz habe Murnau ja Kunst, Kultur, Bade- und Wandermöglichkeiten zu bieten. Die Touristen würden sich auch deswegen in Murnau wohlfühlen, „weil die Murnauer Gäste schon sehr früh gewohnt waren und deshalb da sehr offen sind.“ Es seien die Begegnung mit Menschen, die einen Urlaub ausmachen. Die seien noch einprägsamer als Bauwerke – und wichtiger als ein Zertifikat.