Brauereien in Murnau: traditionelles Schäfflerhandwerk am Staffelsee

Reifenschwinger, Fassträger und Fasskasperl – der gesamte Aufmarsch des Murnauer Schäfflertanzes versetzt die Zuschauer in Staunen. Aber was genau hat es mit diesem Brauch überhaupt auf sich und welche Bedeutung haben die Schäffler für die Brauereien in Murnau?

Zuschneiden, hobeln, kochen, dämpfen, erhitzen – die einzelnen Holzteile müssen zunächst einen aufwändigen Prozess durchlaufen, damit ein vollständiges Fass entstehen kann. Verantwortlich dafür waren die Schäffler, die auch am Staffelsee fleißig ihr Handwerk ausübten und die Brauereien in Murnau mit Holzfässern versorgten.

Brauereien in Murnau

Früher gab es elf Brauereien in Murnau a. Staffelsee und zahlreiche unterirdische Bierkeller. Daher konnten viele Schäffler-Familien hier ihr Handwerk ausüben. Dazu zählen beispielsweise das Brauhaus „Zacherlbräu“ und die „Brauerei zur Post“, wobei die meisten davon mittlerweile den Betrieb eingestellt haben. Heutzutage sind zwei der Brauereien noch aktiv, das Griesbräu, das schon 1676 in alten Urkunden als Braustätte auftaucht, und die Brauerei Karg, die bereits seit 110 Jahren besteht.

Schäfflerhandwerk am Staffelsee

Das Handwerk der Schäffler ist ein traditionsreicher Beruf, der schon seit über zweitausend Jahren existiert. Auch heute ist diese Kunst noch lebendig, jedoch werden kaum noch Gebrauchsgegenstände, sondern meist Dekorationsobjekte gefertigt.

Die Schäffler schneiden die Holzteile („Dauben“) zunächst zu, hobeln, kochen, dämpfen und erhitzen sie, damit das Biegen leichter gelingt. Danach werden sie mit einer Seilwinde zusammengezogen und die Gefäße „ausgepicht“ – also mit heißem Pech oder Baumharz ausgegossen –, damit sie dicht sind.

In Deutschland hat der Beruf viele Bezeichnungen, je nachdem welche Gefäße hergestellt werden. Vom Anlegen der Reifen, die die Dauben zusammenhalten, leitet sich die Bezeichnung „Binder“ oder „Fassbinder“ ab. In Südbayern hingegen heißen oben offene Gefäße „Schaff“, der Ursprung für die Berufsbezeichnung „Schäffler“. Früher gab es „Weißgeschirr-Schäffler“ für Krüge, Schöpfer oder Badewannen und die sogenannten „Fass-Schäffler“, die auch für die Brauereien in Murnau Fässer anfertigten.

Der Murnauer Schäfflertanz

Seit der Erstaufführung steht der uralte Zunfttanz der Fassmacher für Heiterkeit und Lebensfreude. Überlieferungen zufolge brachte der „Schaffler-Michl“ (Michael Pittrich) den Tanz um 1842 von München nach Murnau, wo er 1859 erstmals aufgeführt wurde. So geht auch der Familienname „Pittrich“ auf die „Bütt“, ein großes offenes Holzgefäß, zurück, die auch durch das Fass im Familienwappen dargestellt ist.

1857 brannte fast der gesamte Murnauer Markt ab. In den Folgejahren wurden die Häuser wieder aufgebaut und 1859 die Mariensäule wieder aufgestellt. Ein Anlass für ein großes Fest, gestaltet von den örtlichen Vereinen und Zünften. „Schaffler-Michl“ organisierte als Vorstand der Zunft die Aufführung des Schäfflertanzes.

Damit der traditionelle Tanz in Murnau weiterleben kann, entschied Anton Betzmeir, einen Verein zu gründen. Heute hat er etwa 300 Mitglieder. Für seine Verdienste erhielt Betzmeir 1978 die Bürgermedaille des Marktes Murnau verliehen. Im Jahr 2009 gab es aus diesem Grund dein unvergessliches 150-jähriges Jubiläum des Murnauer Schäfflertanzes mit internationalem Schäffler-Treffen.

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