Die Faschingszeit steht vor der Tür und macht auch vor Murnau nicht halt: Von Hexen und Bären bis hin zu den traditionsreichen Schellenrührern treibt hier so manche närrische Gestalt ihr Unwesen.
Es scheppern die Schellen, es tönen die Glocken und die merkwürdigsten Gestalten ziehen mit lautem Getöse durch Murnaus Gassen. Was hier los ist? Ganz klar: Es ist Faschingszeit in der Marktgemeinde! Und die ist vor allem bunt, ungewöhnlich und laut! Viele der hier praktizierten Faschingsbräuche haben ihren Ursprung in längst vergangenen Zeiten – genauer gesagt, im Mittelalter.
Damals, als die Winter besonders kalt und dunkel waren, war der Glaube an Dämonen weit verbreitet. Diese finsteren Kreaturen mit ihren gruseligen Fratzen, den spitzen Hörnern und dem zotteligen Fell wollten die Bauern vertreiben. Verkleidet als noch schlimmere Ungeheuer und begleitet von viel Lärm und Unfug wollte man so der kalten Jahreszeit ein Ende setzen und wieder Wärme und Fruchtbarkeit anlocken. Und bei der bevorstehenden 40-tägigen Fastenzeit bot es sich natürlich an, vorher noch einmal ordentlich auf den Putz zu hauen!
„Maschkera gehen“ in Murnau und Region
Während sicherlich so manches altes Ritual in Vergessenheit geraten ist, haben sich zahlreiche Faschingsbräuche über all die Jahre hinweg gehalten oder ihnen wurde neues Leben eingehaucht. Das ist auch in Murnau und Umgebung nicht anders. Besonders charakteristisch für das närrische Treiben sind hier die „Maschkera“: Hölzerne, kunstvoll geschnitzte Larven, die mit ihren wilden Fratzen ordentlich Schabernack verbreiten. Einige von ihnen befinden sich bereits seit vielen Generationen im Besitz der Murnauer Familien. Wieder andere wurden liebevoll und nach historischem Vorbild von professionellen Schnitzern angefertigt.
Von Hexen, Zwergen und Bären
Doch das ist noch nicht alles, was sich am Faschingssonntag so in Murnau herumtreibt! Neben den klassischen Hexen in ihren hölzernen Masken sind noch allerlei weitere sonderbare Gestalten auf dem Ober- und Untermarkt anzutreffen. Ein Zwergenpaar mit hohen Hüten verteilt Bonbons an die kleinsten Zuschauer, während ein Bär begleitet von zwei Treibern mit Peitsche durch die Gassen tobt. Dazu wird gelärmt und gescheppert, was das Zeug hält – mit Bratpfannen, Kuhglocken und allem Drum und Dran. Dass Kinder auf Pfannen sitzend und mit viel Getöse durch die Straßen gezogen werden, ist ebenfalls keine Seltenheit. Auch in diesem Jahr, in welchem der Faschingssonntag auf den 2. März fällt, sind diese wilden Gestalten gern gesehene Gäste in Murnau.
Bahn frei für Murnaus Schellenrührer!
Die vermutlich bemerkenswerteste Tradition zum Murnauer Fasching ist wohl die der Schellenrührer. Diese wunderliche Prozession besteht aus dreizehn Mann und bewegt sich am Faschingssonntag unermüdlich über den Markt. Mit ihren schweren Gürteln aus Kuhglocken, den typischen Holzlarven und grünen Tannenzweigen in der Hand fallen sie sofort ins Auge.
Auch Johannes Köglmayr ist dieser Brauch als gebürtiger Murnauer und Leiter des hiesigen Trachtenvereins wohlbekannt. „Jeder der dreizehn Schellenrührer steht für einen Monat im Jahr,“ erklärt er. „Der dreizehnte führt die Truppe an und zieht mit ihr von Gasthaus zu Gasthaus, wo sie von den Wirten mit einer leckeren Brotzeit versorgt werden.“ Diesen Teil des Brauches nennt man Gungeln. Begleitet werden die Schellenrührer von einer bunten Truppe aus Hexen und Musikanten. Aber Vorsicht: Der Überlieferung nach müssen alle Faschingstreiber ihre Masken am Aschermittwoch wieder absetzen – sonst verwachsen sie für immer mit dem Gesicht.
Was hat es eigentlich mit den Faschingskrapfen auf sich
Wenn man in diesen Tag an den Bäckereien Erl, Tichelkamp oder Schröfele in der Fußgängerzone vorbei geht, lachen einen immer wieder Krapfen an. Nicht mehr nur traditionell mit Hiffenmark, sondern auch allerlei exotisches. Woher kommen eigentlich Krapfen. Wir konnten zwei Geschichten hören. Zum einen wird gesagt, dass kurz vor der Fastenzeit noch alle Eier und das Schmalz verbraucht werden musste. Wobei die zweite Annahme wesentlich eindrucksvoller ist. Eine Köchin aus Wien hatte Streit mit ihrem Mann und hat den Hefeteig nach ihm geschmissen. Diese Kugel fiel in das heiße Fett und schon war der Krapfen geboren. Manchmal hat doch so ein Streit auch etwas Gutes.